Seniorenreise 2022
Auch in 2022 haben wir wieder eine 5-tägige Reise für die Senioren unseres Vereins organisiert. Wir reisten mit 56 Senioren in die Fränkische Schweiz. Unser Quartier war das Hotel Sonnenblick in Schwabthal, einem Ortsteil von Bad Staffelstein im schönen Gottesthal. Unsere liebe Freundin Jutta hat hierüber einen sehr schönen Bericht verfasst:
Montag | Anreise
Es gibt Besonderheiten bei uns, die scheinen sich nie zu ändern, fast wie Naturgesetze. Denn kaum hatte Veronika ihr Programm der Sommerreise 2022 angekündigt, lagen auch schon die ersten Anmeldungen vor, und innerhalb kürzester Zeit waren alle Plätze vergeben. Und so saßen wir, mehr als 50 LSV-Senioren, am Montagmorgen in dem großen Bus und ließen uns von unserem nun schon recht vertrauten Fahrer Victor nach Bad Staffelstein in der Fränkischen Schweiz fahren. Natürlich mit einigen Unterbrechungen der Fahrt, denn die erste Pause am Vormittag ist unsere traditionelle Frühstückspause mit belegten Brötchen, Obst, Rohkost und Kaffee. Wer würde darauf schon verzichten wollen?
Um die Mittagszeit hatten wir Melsungen in Nordhessen erreicht. Hier hatte Veronika für uns einen geführten Stadtspaziergang organisiert. Zwei Gästeführer und eine Gästeführerin warteten bereits auf uns. Wir teilten uns in drei kleinere Gruppen auf und spazierten bei hochsommerlichen Temperaturen durch das historische Zentrum, an dem jeder Fotograf seine Freude haben dürfte. Unüberschaubar viele Fachwerkhäuser reihten sich aneinander, und wir erfuhren wieder einiges über das mittelalterliche Leben in der Stadt, aber ohne viele Jahreszahlen, wie unser Gästeführer uns zu Beginn der Führung versprochen hatte, „denn die haben Sie sowieso gleich wieder vergessen …“ (zustimmendes Kopfnicken). Abschließend erklärte er uns noch den dort geläufigen Begriff Bartenwetzer: mittelalterliche Forstarbeiter, die ihre Äxte am Sandstein geschärft haben.
Nach eineinhalb Stunden fanden wir uns wieder am Bus ein. Victor hatte für heiße Würstchen, Kaffee und kühle Getränke gesorgt, die uns sehr willkommen waren. Dann fuhren wir weiter auf der A7 Richtung Süden. Nach einiger Zeit wurde die Fahrt langsamer und langsamer, die Fahrspuren verengten sich von drei auf nur noch eine, und das über viele Kilometer. Unser Zeitplan geriet durcheinander, denn nun fehlte uns die Zeit für die geplante Besichtigung der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein. Sie musste ausfallen, wir fuhren direkt zum Hotel.
Dienstag | Kronach, Kulmbach, Sanspareil
Pünktlich um halb zehn saßen wir schon wieder alle im Bus und waren auf dem Weg nach Kronach. Wieder ein Städtchen mit vielen alten Häusern, einer gut erhaltenen Stadtmauer und viel Historie. Zwei Gästeführer und eine Gästeführerin nahmen jeweils eine unserer drei Gruppen mit auf ihre Stadtspaziergänge durch tausend Jahre verbürgter Stadtgeschichte und ‑geschichten. Einigen erschienen die anschaulichen Beschreibungen wohl etwas lang, wir sahen sie später recht munter in einem der Eiscafés wieder.
Nach einer kleinen Pause am Bus fuhren wir weiter nach Kulmbach. In dieser Stadt schien an fast jeder Ecke eine „Kulmbach-Reklame“ zu hängen. Eine der nun angebotenen Gästeführungen stand dann auch treffenderweise unter dem Thema „Bier“. Eine zweite Führung mit Gästeführerin Gerda hatte „Kulmbacher Geschichtla“ zum Thema, und zu guter Letzt stellte sich ein „Stadtbüttel“ als dritter Gästeführer vor. Alle drei kamen in historisch anmutenden Gewändern daher, und wir – die LSV-Senioren – suchten uns das „Herzensthema“ jener Gästeführung aus, an der wir anschließend jeweils teilnahmen. Ob es nun an der speziellen Themenauswahl oder an den Gästeführern lag – am Ende waren alle sehr zufrieden und überzeugt, die beste Wahl getroffen zu haben.
Dann – inzwischen war es später Nachmittag, und die Temperaturen lagen noch immer im hochsommerlichen Bereich – steuerten wir ein drittes Tages-Reiseziel an. Wir besuchten den Felsengarten Sanspareil, in dem sich bizarre Felsengruppen und Grottenanlagen befinden. Die einen natürlich „gewachsene“ Felsengebilde, die anderen den natürlichen nachempfunden, jedoch kunstvoll gemauert. Alles inmitten eines weitläufigen Buchenhains. Während wir mit einem der drei Gästeführer auf verschlungenen Wegen durch den Buchenwald schlenderten und seinen Erzählungen zuhörten, fielen die Strahlen der Nachmittagssonne schräg durch das dichte Blätterdach der Buchen und erzeugten zudem eine sinnliche Atmosphäre des Felsengartens. Vielleicht war seinerzeit auch jene Hofdame der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709 – 1758) so beeindruckt, dass sie ausrief „C’est sans pareil!“ (Das ist ohnegleichen!) und damit vermutlich dieser Felsenwelt ihren Namen gab: Sanspareil. Um das ganze Sanspareil-Areal anzuschauen, fehlte zwar die Zeit, aber wir erhielten dennoch einen Eindruck dieser Felsenwelt.
Mittwoch | Eremitage, Bayreuth, Schloss und Park Fantaisie
Halb zehn, die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, und wir saßen im Bus und fuhren nach Bayreuth. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Unser erstes Ziel war das Alte Schloss Eremitage in Bayreuth. 1735 hatte der Markgraf Friedrich von Bayreuth seiner Gattin, der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, das Areal geschenkt, das in den darauffolgenden Jahren zu einer Gartenanlage mit Brunnen und Wasserspielen, Laubengängen und Heckenquartieren wurde. Und in dieser Gartenanlage des 18. Jahrhunderts spazierten wir nun herum, standen auch an den prunkvollen Wasserbecken und warteten im Sonnenschein auf die berühmten Wasserspiele. Allein – wir warteten vergeblich. Die Wasserspiele waren infolge der Wasserknappheit abgeschaltet worden.
Auf unserer weiteren Fahrt in die Stadt Bayreuth hielten wir auch kurz am Festspielhaus auf dem Grünen Hügel. Besichtigen konnten wir es wegen der laufenden Festspielzeit nicht, aber immerhin: Nun waren auch wir schon mal an diesem berühmten Ort.
In Bayreuth selbst warteten drei Gästeführerinnen auf uns. Eine der drei Frauen war stilgerecht als Markgräfin Wilhelmine gekleidet. Doch trotz ihres Sonnenschirms tat sie uns in ihrem Kostüm ein wenig leid, denn die Sonne brannte, es war wieder um die 30 Grad heiß. Dennoch waren die Führungen auf den Spuren der Markgräfin Wilhelmine durch das alte Bayreuth und durch die vergangene Zeit wissenswert und unterhaltsam.
Ein Tag in Bayreuth ist eigentlich viel zu kurz für die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Aber das Markgräfliche Opernhaus wollten wir uns trotzdem nicht entgehen lassen. Auftraggeberin dieses Hauses war natürlich Markgräfin Wilhelmine. „Das 1748 eingeweihte Opernhaus gehört zu den eindrucksvollsten Schöpfungen der Festarchitektur des Barock“ heißt es in einem Prospekt. Und es gehört seit 2012 zum Welterbe der Vereinten Nationen. Von außen ist dieses Opernhaus so, wie wir Opernhäuser kennen. Aber beim Betreten des Innenraums fühlt man sich ganz einfach überwältigt. Unzählige Kandelaber an den Wänden, an den Rängen, an den Logen, mit den ursprünglichen Kerzen nachempfundenen gelblichen Glühlampen; die direkt auf das Holz gemalten Bilder, die (auf Leinwand gemalten) Deckengemälde – es war berauschend. Und wir saßen in diesem UNESCO-Welterbe-Opernhaus und hörten uns seine Geschichte an …
Zum entspannten Abschluss unserer heutigen Reise in die Vergangenheit besuchten wir – zum Thema passend – Schloss und Garten Fantaisie, die einst Elisabeth Friederike Sophie gehörten, der Tochter des Markgrafen Friedrich und der Markgräfin Wilhelmine.
Donnerstag | Bamberg
Ein neuer Tag, ein neues Programm. Nur die Abfahrtszeit unseres Busses – halb zehn – und die hohen Temperaturen blieben gleich. Wir fuhren nach Bamberg und begannen unser Tagesprogramm mit einer Schiffsrundfahrt auf der Pregnitz und dem Alten (Main-Donau-)Kanal. Die Sonne schien so warm, dass viele die Unter-Deck-Plätze wählten, einige jedoch die Ober-Deck-Plätze. Wir fuhren unter Brücken hindurch und hörten mehrfach die Ansage, dass die Passagiere auf dem Oberdeck doch bitte sitzen bleiben mögen. Und wir passierten zweimal eine sehr enge Schleuse, die das Schiff um jeweils fünfeinhalb Meter hob oder senkte. Nach etwas über einer Stunde war unsere Rundfahrt zu Ende, und wieder warteten drei Gästeführerinnen auf uns.
Nun feierten die Bamberger aber gerade ihr Stadtfest „Sandkerwa“. Die Altstadt war dafür abgesperrt, und gefühlt waren dort sämtliche Bamberger unterwegs – und wir mittendrin. Unsere junge Gästeführerin lotste uns durch die Menge über eine der Regnitz-Brücken zum höher gelegenen Domplatz. Nebenbei erzählte sie uns, dass sie Kunstgeschichte studiert habe. Vermutlich führte sie uns deshalb auch recht professionell durch die achthundert Jahre Bamberger Stadtbaugeschichte, erklärte detailreich anhand der Farben und Formen der Steine, Torbögen, Fenster und Figuren die unterschiedlichen Stilepochen von Romanik und Gotik über Renaissance bis Barock. Die kleine Kunstgeschichtsstunde endete in einem wunderbar dufteten Rosengarten im Innenhof der Neuen Residenz mit Blick auf die feiernde Altstadt.
Am späteren Nachmittag (noch immer 30/31 Grad) besuchten wir doch noch die Basilika Vierzehnheiligen. Die Besichtigung, die ursprünglich für Montag eingeplant war. Wir hörten in der Wallfahrtskirche einen längeren Vortrag über die Entstehungsgeschichte, durften uns ein wenig umschauen und fuhren danach zurück ins Hotel.
Nach dem Abendessen saßen wir wie an den lauen Sommerabenden zuvor auf der Terrasse des Hotels, tranken Bier, Wein, Cocktails oder Wasser und hatten wie immer viel zu erzählen.
Freitag | Rückreise
Halb zehn, alle Koffer waren verstaut, das Gruppenfoto „im Kasten“, die Rückreise begann.
Eine Woche mit strahlendem Sonnenschein, hohen Temperaturen und der Suche nach Schattenplätzen lag hinter uns. Nach einer kurzen Strecke unseres Rückwegs unternahmen wir noch einen Abstecher zur ehemaligen Benediktinerabtei „Kloster Banz“, hörten auch dort dem kurzweiligen Vortrag eines jungen Gästeführers zu und nahmen an einer kleinen Führung teil.
Nach einem letzten Blick über das Maintal ging die Fahrt weiter zum nächsten und letzten Ziel unserer Sommerfahrt, nach Coburg. Die drei gebuchten Gästeführer warteten bereits auf uns, und unsere drei Gruppen zogen auch gleich mit ihrem jeweiligen Gästeführer in unterschiedliche Richtungen davon. Unsere Gruppe Nummer drei wurde von einem älteren Herrn herumgeführt, der mit viel Humor auf die europaweiten Verbindungen des Coburger Adels verwies, ebenso wie auf Martin Luther, der auch in Coburg gepredigt hatte. Wir gingen in einige Kirchen, andere Gebäude erklärte er uns von außen, immer mit einigen humorigen Sprüchen. Danach schlenderten wir ein letztes Mal in kleineren Grüppchen über den Marktplatz und durch die angrenzenden schmalen Gassen. Das erste Donnergrummeln der angekündigten Gewitter war zu hören. Doch schon bald kam unser Bus, und nun ging es wirklich nach Haus, nach Lehrte.
Danke
War es nicht wieder eine schöne Woche? Ja – war es. Wir haben so vieles gesehen und gehört, haben Kultur erlebt und auch ein wenig Geschichtsunterricht über uns ergehen lassen. Alles dank Veronikas Organisationstalent, mit der Unterstützung ihres Teams, Jürgen und Horst. Und nicht zu vergessen: Dank Victor, der uns 1220 (!) Kilometer ruhig und sicher gefahren und wie immer mit viel Kaffee und Würstchen versorgt hat.